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Wilkes Roller
ist etwas besonderes. Leider habe ich vom Roller kein Foto mehr. Der Roller selber war zum Schluss ganz und gar verbraucht.
Aber wozu sind Spielgeräte, auch Roller, da? Wenn Eltern für ihre Kinder Spielsachen kaufen, so hoffen sie doch inständig, dass diese oft benutzt werden. Verbraucht!
So auch Wilkes Roller.
Hier gibt es einen Ausschnitt dieser Kleinen Geschichte aus dem Buch.
.........
Keiner konnte sich erinnern, ob es je mit Wilke anders gewesen war, wie es dann war. Natürlich wurde Wilke fast von allen Dorfbewohnern geliebt oder wenigstens geachtet. Warum auch nicht? Wilke hatte Keinem etwas Böses getan.
Allerdings hatte Wilke etwas, was es nicht einfach machte, ihn auf längere Zeit bei sich zu haben. Man könnte sagen, er war sehr anstrengend. Jeder, der Wilke kannte, bestätigte, dass er anstrengend war.
Aber er war es auf einer aufrichtigen Weise. Er wollte niemanden damit zur Last fallen. Er war anstrengend.
Als er noch ein Baby war, konnten die Eltern nie eine Nacht durch schlafen. Erst, als er laufen konnte, besserte sich ihre Situation etwas. Wilke konnte sich jetzt frei in Hof und Garten bewegen. Wilke war anders, wie andere Kinder. Er war besessen vom Fahren. Kaum, dass er laufen konnte, schenkte sein Vater ihm einen Roller.
Er stellte sich auf seinen ersten Roller und konnte sofort fahren. Keine Sekunde hatte es gedauert, bis er verstanden hatte, wie das funktioniert. Laufen konnte er noch nicht so gut.
Er fuhr in jede Ecke des Grundstückes. Soweit er den Roller die Treppen herauf bekam, befuhr er auch die oberen Etagen von Wohnhaus und Stallungen. Er fuhr durch Ziegen-, Hühner- und Schweinestall.
Er befuhr Kartoffel-, Gemüse- und Blumenbeete gleichermaßen. Überall die drei dünnen Rollerspuren. Eine Spur für das Vorderrad und zwei Spuren für die Hinterräder.
Wilke fuhr bald außerhalb des Grundstückes. Erst vorsichtig, dann immer wilder, erst auf dem Gehweg, dann auf den Rasenstreifen an der Straße, zuletzt fuhr er auf der Straße selbst. Er war schnell mit seinem Holzroller. Der Verschleiß an der Bereifung war groß. Bald gab es keine Ersatzgummis mehr und der Vater schenkte ihm einen größeren, luftbereiften Roller.
Wilke befuhr das ganze Dorf.
Wilke wurde immer schneller mit seinem luftbereiften Roller. Eines Tages überholte er auf der Landstraße 0815 den Postboten, der mit seiner 80 ccm Honda gerade Zeitungen aus fuhr.
Wilke feierte bald den vierzehnten Geburtstag und fuhr immer noch Roller. Der Roller war jetzt seiner Größe angepasst. Es war wohl sein 5ter oder 6ter luftbereifter Roller. Anscheinend hatte sein Rollerfahren keinerlei Wachstumsbehinderung bei ihm hervorgerufen. Er war bereits 2,05 Meter und hatte gute Aussichten mit 18 oder 19 Jahren zu einer stattlichen Größe von 2,15 oder gar 2,20 Meter heran zuwachsen.
Aus den Nachbardörfern pilgerten schon die Menschen bei schönem Wetter an Sonn- und Feiertagen in sein Dorf. Alle wollten Wilke auf dem Roller erleben. Wilke fuhr dann immer besonders elegant und schnell in den Kurven oder lieferte sich mit Mopeds und Rennrädern spezielle Rennwettbewerbe. Er schlug sie alle.
Die Eltern fragten sich immer wieder, was wohl aus Wilke werden soll, wenn er immer nur Roller fahren würde. Na, ja. Ganz so stimmte das ja nicht. Wilke war ausgezeichnet in der Schule.
Als sich aber nun alle Menschen seiner näheren Umgebung den Kopf schon viele Jahre lang zerbrochen hatten und keiner je den leisesten Gedanken an eine Lösung gefunden hatte, bekam das Dorf eines Tages Besuch.
Es war Herr Hunter. Herr Hunter suchte nach großen Menschen.
Herr Hunter hatte Wilke beim Rollerfahren beobachtet. Schnell hatte er die Adresse der Eltern herausbekommen. Wilke konnte er nicht fragen, der war zu schnell mit seinem Roller.
Er sprach bei den Eltern vor und dann ging alles so schnell.
Alle waren plötzlich seine Freunde und liebten ihn. Dorfstolz!
Wilke brauchte, nur zwei Monate, dann war er Stammspieler in der Basketballmannschaft, die noch im gleichen Jahr Deutscher Meister wurde.
Er konnte zwar auf dem Spielfeld nicht Rollerfahren, dafür konnte er sich so viel bewegen, wie er wollte. Er war schnell, zäh und sprunggewaltig.
Im Dorf behaupteten sie natürlich, dass Wilkes Mannschaft Meister geworden war, läge nur daran, dass Wilke in dieser Mannschaft spielte.
Wilke wurde Nationalspieler.
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(Ein Auszug!)
© Jörg Segger
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