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Nachdenkliches
Unruhe mit Moral
Wie funktioniert so etwas? Was ist da drin? Gleich zwei Fragen,
die mich beschäftigten. Ich hielt eine Taschenuhr der Marke Ruhla, für etwa 6 DDR Mark,
in der Hand. Ich hatte sie im Dorfladen erstanden. Eine Kette auch dazu. Leider riss
die Kette aus der Verankerung an der Hose und die Uhr stürzte, als ich sie zur Übung
zog – ich hatte es in einem Film gesehen und fand das cool – perfekt seitlich auf den
Rand. Das Gehäuse war danach nicht mehr rund, sondern eiförmig und die Uhr tickte
nicht mehr.
Daher beschloss ich diese zu öffnen. Auch die Ruhlaer Uhr – wir nannten die Uhren
dieser Marke immer Ruhlawegwerfuhren – war ein Werk der Feinmechanik und ich hatte
nur einen kleinen Schraubenzieher und eine Kombizange, für die Uhr, von gigantischem Ausmaß.
Die Unruhe hatte es mir angetan. Ich schraube und werkelte und plötzlich kam mir
eine metallene Feder und ein Zahnrädchen entgegen. Ich wollte das alles wieder
einbauen. Je mehr ich aber da und dort werkelte, um so mehr Teile der Uhr lösten sich.
Am Anfang hatte ich gehofft, ich könnte die Teile ausbauen, das Gehäuse irgendwie
wieder in eine runde Form bringen und die Teile wieder einbauen.
Zu guter Letzt hatte ich das Gehäuse wieder geschlossen aber jede Menge Zahnräder,
eine Feder und winzige Schrauben über behalten. Die Teile lagen noch jahrelang
in einer Schale auf meinem provisorischen Schraubtisch in meinem nicht beheizbaren
Schlafzimmer. Manchmal, wenn ich spät
Abends noch lernte – auch im Winter, wenn der Frost hübsche Schneeblumen auf die
Scheibe des kleinen Fensters meiner Stube zauberte – sah ich die Teile in der Schale.
Manchmal ist es so: Je mehr man unternimmt, um so verfahrener kann eine Situation werden.
JSEGG 10.04.2015
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